Psychosomatische Medizin

Die Psychosomatische Medizin ist im 20. Jahrhundert als notwendige Ergänzung zur organspezialisierten Medizin und zur psychiatrischen Medizin entstanden. Als medizinische Zusatzqualifikation stellt die Psychosomatische Medizin in der Schweiz eine breitgefächerte Querschnittsdisziplin dar: So gibt es neben dem Hauptversorgungsbereich der hausärztlichen Psychosomatik zahlreiche weitere Bereiche, wie z.B. die pädiatrische, gynäkologische, schmerzmedizinische, dermatologische, ernährungsmedizinische oder neurologische Psychosomatik. Akademisch ist die psychosomatische Medizin in Klinik, Forschung und Lehre an diversen Universitäten und Hochschulen der Schweiz vertreten.

Klinischer Auftrag

Funktionelle Leiden

Sehr viele körperliche Beschwerden lassen sich weder eindeutig auf eine strukturelle Organpathologie noch auf eine psychiatrische Diagnose reduzieren und entziehen sich damit einer kartesianisch-dualen Kategorisierung: Stresserkrankungen, primäre Schmerzerkrankungen und andere funktionelle Körperleiden lassen sich nur mit Blick auf den Gesamtorganismus und dessen perzeptiven und regulativen Fähigkeiten verstehen. Funktionelle Beschwerden sind absolut real und heute neurophysiologisch erklärbar. Die Integration funktioneller Beschwerden in den Kontext des Individuums als psychophysisches Gesamtes ist notwendig.

 

Komplex-Erkrankungen

Eine weitere Patientengruppe hat sowohl körperliche, funktionelle wie auch psychische Beschwerden, sei dies im Rahmen klassischer Komorbiditäts-Konstellationen (z.B. Diabetes mit Depression), als auch im Sinne von Erkrankungen, die a priori den Menschen als Ganzes beeinträchtigen (z.B. Essstörungen, Traumafolgestörungen, Hypersensitivitäts-Syndrome, sowie chronische neurodegenerative, inflammatorische und endokrine Erkrankungen). Eine somatisch-psychische Gesamtsicht, die organische wie mentale Krankheitsaspekte integriert, ist gefordert.

Forschungs- und Bildungsauftrag

Psychosoziale Medizin

Das medizinische Grundlagenfach der Psychosozialen Medizin zeigt auf, wie psychosoziale Aspekte und physische Gesundheit interagieren. Das «biopsychosoziale Krankheitsmodell» ist ein Paradigma der Psychosozialen Medizin und hat sich heute erfolgreich durchgesetzt. In wissenschaftlicher Hinsicht bietet die Psychosoziale Medizin zahlreiche Schnittstellen zu anderen medizinischen Fächern, wie Sozial- und Präventivmedizin, Medizinischer Psychologie, Medizinischer Anthropologie und Umweltmedizin.

 

Psychologie in der Humanmedizin 

In ihrer Funktion als Schnittstellen- und Querschnittsbereich ist die Psychosomatische und Psychosoziale Medizin vielerorts führend in der Implementierung von psychologischem Wissen und Fähigkeiten in die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung. Komplettierend zu den naturwissenschaftlichen Kompetenzen ist die Schulung in sozialen, kommunikativen und psychologischen Skills ein essentieller Beitrag damit Organmedizin zu voller Humanmedizin auswächst.

 

 

 

 

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Folgende Fach- und Lehrbücher verschaffen Überblick und bieten Nachschlagemöglichkeiten.